Das Landkärtchen ist ein tagaktiver Schmetterling aus der Familie der Edelfalter, zu der auch sehr bekannte andere Schmetterlingsarten wie Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs oder Admiral gehören. Betrachtet man die Zeichnung der Flügelunterseiten des Landkärtchens, so findet man ein Netz aus „Straßen und Flüssen“ und begreift, woher diese interessante Insektenart ihren markanten Namen hat.
Saisondimorphismus: Ein Schmetterling, zwei Erscheinungsformen
Auch in anderer Hinsicht ist dieser Schmetterling etwas ganz Besonderes: das Landkärtchen tritt in einer Frühjahrs- und einer Sommergeneration auf, die sich hinsichtlich ihrer Färbung stark unterscheiden (Saisondimorphismus). Das Landkärtchen überwintert im Puppenstadium, aus dem im April die vorwiegend orange gefärbte Frühjahrsform der Falter schlüpft. Die Weibchen legen Ihre Eier nach der Paarung in Form von kleinen Eitürmchen an der Unterseite von Brennnesseln ab. Hier fressen die stark bedornten Raupen, die auch zwei auffällige Kopfhörner tragen, erst gesellig beieinander und verteilen sich nach und nach über die vorhandenen Brennnesselpflanzen. Da sich die Raupen der ersten Generation unter Langtagbedingungen entwickeln (etwa 18 Stunden Tageslicht), schlüpfen im Juli etwa zwei Wochen nach der Verpuppung die Raupen der dunklen Sommerform, die wiederum Eiertürmchen an Brennnesseln absetzen. Die Raupen der Sommergeneration entwickeln sich unter Kurztagbedingungen (etwa 14 Tageslicht), was dazu führt, dass die Puppe eine Winterruhe einlegt und nach der Überwinterung wieder die orange Frühjahrsform schlüpft. Der entscheidende Faktor für die Ausprägung der Falter ist also die Tageslänge während der Raupenentwicklung. Bevor die Entdeckung dieses Mechanismus etwa um 1830 begann, wurden beide Formen als unterschiedliche Schmetterlingsarten betrachtet, so wie sie auch von Carl von Linné im Jahr 1758 als Papilio levana und Papilio prorsa beschrieben wurden.
Landkärtchen im Aufwind
In Nordrhein-Westfalen und in Deutschland ist das Landkärtchen aktuell noch nicht gefährdet. Die heißen und sehr trockenen Sommer der letzten Jahre haben allerdings in manchen Bereichen zwischenzeitlich zu erheblichen Bestandrückgängen geführt. Das niederschlagsreiche Jahr 2024 hingegen war wieder ein sehr gutes Jahr für das Landkärtchen, die Beobachtungszahlen stiegen deutlich an.
Ausbreitung nach Norddeutschland
Etwa 10 Jahre nach Bekanntwerden des Vorkommens der Art aus Süddeutschland hat die offensichtlich von den wärmeren Sommern profitierende Efeu-Seidenbiene ihr Verbreitungsareal stark nach Norden ausgeweitet und hat spätestens 2015 auch Ostwestfalen-Lippe erreicht. Nachweise wurden bisher aus dem Stadtgebiet von Paderborn und Bielefeld bekannt aber vermutlich ist die Efeu-Seidenbiene bei uns schon sehr viel weiter verbreitet.
Landkärtchen fördern
Das Landkärtchen kann besonders in Gärten beobachtet werden, die in der Nähe von Waldrändern liegen. Wer das Landkärtchen in seinem Garten fördern möchte, sollte in einem schattigen und nährstoffreichen Bereich Brennnesseln tolerieren, die als Raupenfutterpflanze notwendig sind. Die Falter besuchen verschiedene Blüten, vergleichsweise oft kann man sie an Dost oder auch an Wasserdost beobachten.